Mit dem Schlupf beginnt die Aufzucht der Jungtiere. In ihren Bedürfnissen stehen sie den adulten Phelsuma laticauda in nichts nach – nur Futter brauchen sie zunächst täglich.
Themen in diesem Artikel:
- Unterbringung der Jungtiere
- Einrichtung der Aufzuchtbox
- Einrichtung im Miniaturformat
- Beleuchtung, Temperatur und Luftfeuchtigkeit
- Futter für Jungtiere
- Umzug in ein größeres Aufzuchtterrarium
- Mit 3 Monaten nächster Meilenstein
Unterbringung der Jungtiere
Ist der Schlupfling erfolgreich aus dem Ei gebrochen und hatte genug Zeit um seinen Dottersack aufzunehmen, wird er sich noch ein wenig ausruhen, bis er anfängt, sich in seinem Behälter umzuschauen. Erst dann ist der Moment gekommen, in dem man das Jungtier in einen anderen Behälter umziehen lässt.
Braplastdosen (5100 ml, 19,5 x 19,5 x 19 cm) sind günstige und einfache Möglichkeiten für die Erstunterbringung. Allerdings sollten diese im Vorfeld um mehr Belüftungsfläche erweitert werden, auch wenn es bei verschiedenen Händler mittlerweile entsprechende Aufzuchtdosen mit eingebauter Lüftung und Gaze zu kaufen gibt. Denn wie auch die adulten Phelsuma laticauda, gelten die Jungtiere als Frischluftfanatiker. Doch auch um die benötigte UV-Strahlung zu gewährleisten, ist eine größere Gazefläche im Deckel unabdingbar.
Hierzu schneidet man ein entsprechendes Stück aus dem Plastikdeckel heraus. Mit einem scharfen (Küchen-)Messer lässt sich dies ganz gut bewältigen. Leichter und effektiver wird es mit Hilfe eines Drehwerkzeugs, wie die Verwendung eines Dremels. Mögliche scharfe Kanten lassen sich einfach abschleifen.
Anschließend wird ein Stück feinmaschige Gaze zugeschnitten und aufgesetzt und anschließend mit Silikon oder mithilfe eines Lötkolbens fixiert. Nun muss alles nur noch durchtrocknen oder abkühlen, danach ist die Gaze fixiert. Zur Sicherheit sollte man alle Kanten mit dem Finger einmal abfahren, um mögliche Verletzungsrisiken ausmachen zu können und diese zu beheben.
Wer es sich zutraut, kann dieses Prozedere auch an einer Seite der Braplastdose wiederholen. Die größere Lüftungsfläche ist für die Phelsumen von Vorteil, aber keine Pflicht, sofern die verwendete Braplastdose bereits über eine Lüftungsöffnung an der Seite verfügt.
Einrichtung der Aufzuchtbox
Für die allererste Unterbringung genügt ein gefaltetes Küchenrollenpapier und eine glatte Klettermöglichkeit. Besonders günstig sind hier Bambusstäbe, die man als Pflanzenrankhilfe verwendet. Sie lassen sich ganz einfach mit einer einfachen Säge kürzen und gibt es in jedem Baumarkt zu kaufen.
Entgegen einiger Berichte im Internet, sollte diese Unterbringung auf Küchenpapier nur von kurzer Dauer sein. Zum einen benötigen die Jungtiere keine übertrieben hygienische Unterbringung, zum anderen wird das Sprühen dadurch sehr erschwert. Durch das fehlende Substrat können sich sehr schnell kleine Pfützen unter dem Zewa bilden. Diese winzige Pfützen reichen aus, damit ein Jungtier darin ertrinkt. Gerade sehr junge Tiere sind oftmals noch sehr unbeholfen und befinden sich oft am Boden des Behälters, kriechen unter dem Küchenpapier und strecken ihre Köpfe überall hinein, wo es möglich ist.
Daher sollte die Haltung auf Zewa nur so lange erfolgen, bis die Tiere das erste Mal Futtertiere zu sich genommen haben. Auch lässt sich so am besten erkennen, ob das Jungtier in der Lage war zu koten. Ist dieser kleiner Meilenstein erreicht, spricht nichts dagegen, eine Box mit besserer Ausstattung einzurichten. Hierbei bitte niemals im Aufzuchtbehälter agieren, während das Jungtier noch darin ist. Daher: entweder das Jungtier für die Umgestaltung kurz in eine Heimchendose setzen, oder gleich eine neue Box einrichten.
Jungtiere von Phelsuma laticauda müssen von Geburt an getrennt aufgezogen werden. Das bedeutet: jedes Jungtier bekommt einen eigenen Aufzuchtbehälter. Anders als andere Phelsumenarten, dulden diese Tiere keine Artgenossen innerhalb ihrer Aufzuchtbox oder ihres Terrariums. Obwohl sie noch sehr klein sind, haben sie einen ausgesprochen starken Futterneid. Verwandtschaftsgrade sind unerheblich und obwohl sie klein und niedlich sind, schrecken sie nicht davor zurück, den Rivalen zu töten. Daher die Jungtiere niemals in den gleichen Behälter setzen!
Einrichtung im Miniaturformat
Wie auch bei den adulten Tieren, gehört in das Aufzuchtterrarium entsprechendes Substrat. Ungedüngte Bioerde ist hierbei immer eine gute Wahl. Wer möchte, kann dies zur besseren Wasserbindung ein wenig mit Sand mischen, dies muss aber nicht gemacht werden. In der Regel benötigt der Aufzuchtbehälter nicht besonders viel Sprühwasser um die Luftfeuchtigkeit in die Höhe zu treiben.
Auch Klettermöglichkeiten sollten nicht fehlen. Die oben erwähnten Bambusstöcke dürfen hier wieder ihren Platz finden. Außerdem sollte mindestens ein rauer Ast ebenfalls einziehen, um den Jungtieren die Häutung erleichtern zu können. Eine kleine Pflanze ist nicht nur für das Mikroklima von Vorteil, sondern bietet dem Jungtier auch ein paar Versteck- und Klettermöglichkeiten. Optimalerweise sollte noch ein kleines Thermometer seinen Platz hinein finden. Springschwänze im Substrat übernehmen die Arbeit als Bodenpolizei.
In meinen Braplast-Aufzucht-Boxen verwende ich abgeschnittene Stiele meiner kleinblättrigen Kalanchoe, die ich als Zimmerpflanze an der Fensterbank stehen habe. Die Sukkulente eignet sich dafür hervorragend, da sie sich einfach vermehren lässt und unter den Bedingungen innerhalb der Aufzuchtboxen wunderbar wächst. Doch auch andere Pflanzen eignen sich für den Einsatz in der Box. Gerne werden hierbei Sansevieria (Bogenhanf) verwendet.
Beleuchtung, Temperatur und Luftfeuchtigkeit
Wie auch adulte Phelsuma laticauda benötigen die Jungtiere gleiche Parameter: Tages-Temperaturen zwischen 25 – 30°C im oberen Bereich des Terrariums, während im unteren Teil die Temperatur auf 22°C fallen darf. Der Sonnenplatz hingegen darf eine lokale Temperatur von 35°C aufweisen. In der Nacht darf die Temperatur nicht unter 19°C fallen.
Die Luftfeuchtigkeit sollte tagsüber bei etwa 60% liegen, während sie in der Nacht auf 90 – 100% steigen darf.
Im Gegensatz zu den adulten Tieren, verwendet man bei Jungtieren keine Metalldampfiodenlampen für die benötigte UV-Strahlung. Lampen dieser Art sind in der Regel zu stark für diese kleinen Behälter. Stattdessen werden T5 Leuchtstoffröhren mit UV-Anteil eingesetzt. Gut geeignet sind die UVB-Leuchtstoffröhren der Marken Arcadia und Zoo Med Reptisun. Eine Übersicht geeigneter Leuchtmittel findet sich auf der Seite Licht-Im-Terrarium.
Für die Grundbeleuchtung sollte eine Tageslicht-Leuchtstoffröhre verwendet werden. Gut bewährt hat sich die Narva Biovital.
Um die Luftfeuchtigkeit zu gewährleisten sollte morgens und abends mit einer Sprühflasche (Osmose- oder destilliertes) Wasser eingesprüht werden. Der Einsatz einer Beregnungsanlage benötigt man hier eigentlich nicht, es sei denn, man möchte etwas unabhängiger sein, und eine automatische Lösung finden.
Futter für Jungtiere
Jungtiere benötigen täglich Futter. Es ist daher wichtig, sich bereits vor dem Schlupf nach entsprechenden Futtertieren umzusehen und sich einzudecken. Dabei sollte man vorallem berücksichtigen, dass junge Phelsumen sich nicht um Feiertage und Wochenenden scheren. Mit etwas Pech kann die Beschaffung des Futters nach dem Schlupf länger dauern, als geplant. Daher empfiehlt es sich: rechtzeitig mit Futtertiere eindecken, oder eine kleine Futtertierzucht selbst führen.
Wurde der Dottersack erfolgreich aufgenommen, zehren die Jungtiere davon noch 2-3 Tage. In dieser Zeit werden sie keine Futtertiere zu sich nehmen. Sollten sie aber bei der Aufnahme gestört werden, haben sie keinen Vorrat um ihn aufzubrauchen, und benötigen daher eher Futter.
Je kleiner die Futtertiere, desto besser. Zum Verfüttern eignen sich Drosophila, Erbsenblattläuse, Bohnenkäfer, frisch geschlüpfte Microheimchen und ganz junge Asseln.
Besonders Drosophila werden sehr gerne aufgenommen und eignen sich dadurch sehr gut, um als Erstfutter eingesetzt zu werden. Bohnenkäfer hingegen werden gerade anfangs oftmals verschmäht.
Grundsätzlich sollten immer so viele Futtertiere gegeben werden, wie die Jungtiere am Tag auch zu sich nehmen.
Die ersten Jagdversuche gestalten sich noch etwas schwierig. Jungtiere sind noch etwas ungeschickt, doch sie lernen schnell. Man kann ihnen beim dabei richtig zuschauen und nach wenigen Tagen schnappen sie bereits deutlich koordinierter zu.
Obstbrei sollten sie in den ersten 4 Wochen nicht bekommen. Zu groß ist die Gefahr, dass die kleinen ungeschickten Jungtiere durch den Brei laufen und dadurch ihre Haftlamellen verkleben. Vorallem aber droht die Gefahr des Erstickens, denn der Brei kann die Atemwege der Tiere zukleben.
Wie auch bei den adulten Phelsumen ist die Verwendung von selbstpürierten Brei die gesündeste Variante.
Bei Bananen empfiehlt es sich, ein Stück davon durch ein Sieb zu drücken. So entsteht ein sehr guter Brei, frei von gefährlichen größeren Fasern. Die meisten Phelsumen können reifen Banenbrei nicht wiederstehen, was dies zu einer guten allerersten Breimahlzeit macht.
1 – 2 Mal pro Woche sollte man ihnen etwas Obstbrei zur Verfügung stellen.
Zur gesunden Aufzucht ist das Verwenden von Supplemente unerlässlich! Jungtiere haben ein erhöhten Bedarf an Kalzium und Mineralstoffe, weswegen sämtliche Futtertiere mit entsprechenden Präparaten bestäubt werden müssen. Gut angenommen wird Korvimin ZVT + Reptil.
Umzug in ein größeres Aufzuchtterrarium
Mit etwa 4 Wochen können die Jungtiere in ein größeres Terrarium umziehen und die Braplastdosen verlassen. Sie haben nun deutlich an Größe gewonnen, jagen bereits beinahe wie die adulten Tiere und schlecken mit Freude Obstbrei – ein guter Zeitpunkt um ihnen mehr Bewegungsfreiheiten zu bieten.
Für die Maße der Aufzuchtterrarien scheint es keinen klaren Konsens zu geben. Meiner Meinung nach, sollte das Maß mindestens 20cm x 30cm x 50cm betragen. Meine eigenen Aufzuchtterrarien besitzen die Maße 30 x 30 x 60cm. Auch hier ist eine gute Lüftungsfläche wichtig. Der Deckel des Terrariums sollte aus drosodichter Gaze bestehen, ebenso sollte es über eine entsprechenden Frontlüftung verfügen.
Auch wenn man beabsichtigt die Jungtiere nach einiger Zeit abzugeben, sollte man bedenken, dass es durchaus vorkommen kann, dass manche Jungtiere länger in der eigenen Obhut verbleiben müssen, als es ursprünglich gedacht war. Ausfallende Reptilienbörsen oder auch einfach verminderte Nachfrage können dazu führen, dass Nachzuchten über einen längeren Zeitraum kein neues Zuhause finden. Das Tierschutzgesetz gilt auch für Nachzuchten und sollte entsprechend berücksichtigt werden. Daher empfiehlt es sich: lieber ein zu großzügigeres Terrarium, als zu knapp gerechnet. Und: auch adulte Tiere brauchen ein artgerechtes Terrarium, selbst wenn diese eigentlich verkauft werden sollen.
Am ausbruchsichersten sind Glasterrarien mit Falltür. Hier gibt es keine Spalten durch die diese kleinen Tieren entkommen können. Die meisten Terrariumbauer können ein entsprechendes Aufzuchtterrarium bauen, das zudem die entsprechende Lüftung besitzt.
Wer handwerklich ein wenig geschickt ist, kann aber auch entsprechende Aufzucht– oder Spinnenterrarien aufrüsten, indem man den Glasdeckel und das Lochblech entfernt und mit Gaze bespannt.
In jedem Fall sollte das Terrarium vor Verwendung gründlichst auf kleinste Öffnungen untersucht werden, denn die Jungtiere können sich durch die kleinsten Öffnungen quetschen. Ist alles ausbruchsicher, darf das Terrarium eingerichtet werden.
Wie auch die letzte Box werden wieder Substrat, Bambusstäbe und raue Äste eingesetzt. Nun hat man bereits mehr Gestaltungsmöglichkeiten und kann das Terrarium so einrichten, wie man es auch bei adulten Tieren tun würde.
Mit 3 Monaten nächster Meilenstein
Mit 3 Monaten etwa, kann man anfangen die tägliche Fütterung etwas an die adulten Fütterungsintervalle anzugleichen. Hierbei sollte man ganz behutsam vorgehen, da die Jungtiere andernfalls hungern. Die Angleichung kann auch später stattfinden, grundsätzlich sollte man beachten, dass sich die Tiere noch im Wachstum befinden und ausreichend Nährstoffe benötigen. Im Zweifel kann man sich ein bisschen Zeit lassen, bevor man die Fütterungsintervalle dem der adulten Tiere angleicht.
Das Alter eignet sich auch als frühes Abgabealter. Es ist zwar grundsätzlich auch möglich die Jungtiere eher in neuer Obhut zu geben, allerdings sollte der Halter dann auch die tägliche Fütterung weiterhin gewährleisten. Daher ist die Abgabe ab einem Alter von 3 Monaten ein besserer Zeitpunkt. Allerdings ist die Feststellung des Geschlechts in diesem jungen Alter noch unmöglich. Züchter und Käufer sollten sich daher darüber im Klaren sein, dass das Geschlecht bei Tieren in diesem Alter immer unbestimmt ist. Wer also ein ganz spezifisches Geschlecht sucht, sollte von der Aufnahme so kleiner Jungtiere absehen.
Wie auch sonst gilt auch bei Jungtieren: der Herkunftsnachweis muss mit dem Erwerb des Tieres übergeben werden.
Antworten