Warum die Acardia Jungle Dawn LED NICHT geeignet ist

Kurz und knapp voran gestellt: Die momentan oft eingesetzte Arcadia Jungle Dawn LED Bar eignet sich nicht als Leuchtmittel für das Phelsumen-Terrarium, da der Bereich zwischen 350 und 400nm nicht abgedeckt wird.

In meinem Artikel Leuchtmittel und Temperatur bin ich bereits auf das Thema LED in der Terraristik eingegangen. Warum also dann noch einen Artikel in solch einem expliziten, provokant anmuntenden, Tenor?

Wer sich, wie ich, in einschlägigen Gruppen in den sozialen Medien herumtreibt, der kommt nicht umhin regelmäßig auf Posts dieser Art zu stoßen. Es scheint derzeit keinen Post zum Thema Beleuchtung eines Phelsumen-Terrariums zu geben, in dem nicht die Acardia Jungle Dawn LED auftaucht. Wie selbstverständlich wird geplant, die Lampe als Grundbeleuchtung einzusetzen, was kaum verwunderlich ist, wenn einem diese Lampe mindestens so oft in diversen Posts über den Weg läuft, wie die bewährte und sinnvolle Metalldampfiodenlampe Bright Sun. Plötzlich ist an allen Ecken und Enden von dieser LED zu lesen, und gefühlt scheint sie auch jeder in seinem Terrarium im Einsatz zu haben.

Es scheint in den Gruppen der sozialen Medien uneingeschränkter Konsenz geworden zu sein: in einem zeitgemäßgen Phelsumen-Terrarium gehört neben einer Metalldampfiodenlampe eine Arcadia Jungle Dawn LED.

Die Sache mit LEDs und den 350 bis 400nm

Wie in meinem Artikel Leuchtmittel und Temperatur bereits angemerkt, können Reptilien (und damit auch Phelsumen) den Bereich zwischen 350 und 400nm als farbiges Licht wahrnehmen. Was bedeutet das eigentlich?
Wir Menschen sehen farbiges Licht erst ab einem Bereich von etwa 400nm und bis 780 nm. Dies bedeutet, dass eine LED (oder anderes Leuchtmittel) diesen Bereich innerhalb ihres Spektrums abdecken muss, damit wir das Licht als „weißes Licht“ wahrnehmen. Fehlt ein größerer Bereich, oder wird nur ein kleiner Ausschnitt des Spektrums verwendet, sehen wir kein weißes Licht, sondern farbiges.

Nun gehören die menschlichen Augen nicht zu den Spitzenreitern unter den Sehorganen Mutter Naturs. Wie bereits erwähnt, können Reptilien (inkl Phelsumen) bereits den Bereich zwischen 350 und 400nm als farbiges Licht wahrnehmen. Damit diese Tiere also „weißes Licht“ wahrnehmen, muss das Spektrum des eingesetzten Leuchtmittels bereits ab 350nm beginnen.

Die meisten LEDs decken jedoch diesen Bereich nicht ab. Das liegt daran, dass der überwiegende Teil der hergestellten Leuchtmittel für uns Menschen produziert und eingesetzt wird. Zudem war es lange Zeit technologisch gar nicht möglich LEDs zu produzieren, die den fehlenden Bereich zwischen 350 und 400nm abdecken. In den vergangenen Jahren hat sich hier ein wenig mehr getan, sodass es mittlerweile tatsächlich LED Leuchtmittel gibt, die dazu in der Lage sind diesen Teil innerhalb ihres Spektrums wiederzugeben.

Allerdings gehört die Acardia Jungle Dawn LED nicht dazu.

Das Spektrum der Acardia Jungle Dawn LED

Doch woher kommt die allgemeine Annahme, ausgerechnet diese LED würde sich besonders gut im Terrarium eignen?

Screenshot der Hersteller-Website

Wirft man einen Blick auf die Website des Herstellers, werden dem Besucher gleich die Vorzüge der Lampe angepriesen: Nur pure Vollspektrum-Energie.
Moment, Vollspektrum? Was bedeutet Vollspektrum eigentlich?

Peter R. Boyce, Ph.D. definiert in seiner Publikation Is Full-Spectrum Lighting Special? (IRC Internal Report No. 659, Seite 30) Vollspektrum folgendermaßen (Zitat):

There is no „official“ definition of full spectrum lighting. […] They have spectral emissions in all parts of the visible spectrum and some emission inthe ultra-violet, mainly the near ultra-violet. Quantitatively, they have a correlated colour temperaturegreater than 5000 K and a CIE General Colour Rendering Index of greater than 90.

Übersetzt bedeutet das: „Es gibt keine „offizielle“ Definition von Vollspektrumlicht. […] Sie haben spektrale Emissionen in allen Teilen des sichtbaren Spektrums und einige Emissionen im Ultraviolett, hauptsächlich im nahen Ultraviolett. Quantitativ haben sie eine korrelierte Farbtemperatur von mehr als 5000 K und einen CIE General Colour Rendering Index von mehr als 90.“

Vollspektrum unterliegt also keiner offizielle Definition, zeichnet sich aber laut Boyce unter gewissen Merkmalen aus.

Für die meisten Menschen bedeutet Vollspektrum = möglichst sonnenähnliches Licht. Was nun aber eine Vollspektrum-Energie bedeuten soll, das überlasse ich der Vorstellungskraft des geneigten Lesers dieses Artikels.

Screenshot der Hersteller-Website

Scrollen wir einmal weiter auf der Hersteller-Seite finden wir eine interessante Darstellung beeindruckender Informationen. Es wird mit 138 Lumen pro Watt beworben, bzw mit 141 Lumen pro Watt. Auch die Schlagwörter der modernen Terraristik dürfen nicht fehlen: Naturalistic und Bioactive. Es scheint, als könnte man mit diesem Leuchtmittel wirklich nichts falsch machen.

Übrigens: Die natürliche Helligkeit im Schatten von Mutter Natur beträgt etwa 5’000-10’000 Lux. Dieser Wert lässt sich erreichen, wenn man als Faustregel davon ausgeht, dass pro Quadratmeter Terrariengrundfläche Lampen mit 5’000-10’000 Lumen verbaut werden müssen (zusätzlich mit Reflektoren ausgestattet).

Screenshot der Hersteller-Website

Noch ein wenig weiterscrollen, da haben wir es: das Spektrum der beworbenen LED. Anhand dessen lässt sich erkennen, welcher Nanometer-Bereich wirklich von der Lampe abgedeckt wird. Hier stellt sich nun heraus, dass der, für Reptilien so wichtige, Bereich zwischen 350 bis 400nm nicht abgedeckt ist.

Das bedeutet, dass diese Lampe, genauso wie konventionelle LED-Leuchtmittel, von Reptilien (und damit auch von Phelsumen) nicht als „weißes Licht“ wahrgenommen wird. Stattdessen wird sie von den Pfleglingen ebenso farbig wahrgenommen, wie es auch bei anderen konventionellen LED Leuchtmitteln der Fall ist.

Damit ist die Arcadia Jungle Dawn LED für den Einsatz im Terrarium (Reptilien) nicht geeignet, insbesondere nicht als Grundbeleuchtung, wenn man den Tieren „weißes Licht“ anbieten möchte.

Man kann ausrechnen, dass LEDs ohne den Bereich zwischen 350 und 400nm für Reptilien die gleiche Farbe haben wie Licht mit 485 nm.
Für den Menschen ist dieses Licht türkis.

Quellen:

Licht im Terrarium: Weiße Beleuchtung für Reptilien – http://www.licht-im-terrarium.de/vis/lampen

Bundesamt für Strahlenschutz: Was versteht man unter sichtbarem Licht?- https://www.bfs.de/DE/themen/opt/sichtbares-licht/einfuehrung/einfuehrung.html

Arcadia Jungle Dawn Hersteller-Website – https://www.arcadiareptile.com/jungledawn-ledbar/

Peter R. Boyce, Ph.D: Is Full-Spectrum Lighting Special? – https://www.researchgate.net/profile/Peter-Boyce/publication/2921975_Is_Full-Spectrum_Lighting_Special/links/55f82ac208aeafc8ac0b23b7/Is-Full-Spectrum-Lighting-Special.pdf

Licht im Terrarium: Terrarienbeleuchtung – http://www.licht-im-terrarium.de/terra/start

Licht im Terrarium: Beurteilung von LEDs für Reptilien (Allgemeinbeleuchtung) – http://www.licht-im-terrarium.de/led/reptilien

2 Kommentare

  1. Guten Abend

    Ich bin eher durch Zufall auf ihre Seite gestossen und habe anbei eine Frage.
    Sie haben einen sehr interessanten bericht über die LED Beleuchtung von Arcadia, den ich gelesen habe.
    Was würden sie für eine LED Beleuchtung empfehlen (Hersteller)?
    Haben sie ev. einen Link zu einem direkten Hersteller und nicht einem Händler wie Arcadia, ReptilesExpert……?

    Mit bestem Dank und freundlichen Grüssen
    Joshua Rentsch

    • Hallo,

      Ich würde keine LED Beleuchtung für ein Phelsumen-Terrarium verwenden. Es gibt wohl mittlerweile von Solar-Raptor LED Beleuchtung die den Bereich zwischen 350 und 400nm abdeckt, aber am nächsten schaffen es tatsächlich noch die Leuchtstoffröhren. Durch die Bauart der LEDs ist nicht gewährleistet, dass sich das Licht korrekt mischt oder es nicht doch zu „Farbflecken“ kommt. Wenn Sie sich tiefer mit dem Thema befassen wollen, empfehle ich Ihnen die Website Licht im Terrarium

      Ganz liebe Grüße,
      Eva

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