Innerhalb des Terrariums gilt Rachitis zu den verbreitesten Erkankungen von Reptilien. Diese Knochenstoffwechselerkrankung führt zu einer Entmineralisierung der Knochen der Tiere. Zu den Hauptursachen zählen ein Mangel an Calcium oder Vitamin D, welches bei den meisten tagaktiven Reptilien durch UVB-Bestrahlung synthetisiert wird.
Wie im Artikel Leuchtmittel und Temperatur beschrieben, wird das fehlende natürliche Sonnenlicht durch den Einsatz UVB-haltiger Leuchtmittel ersetzt. Für gewöhnlich werden für Terrarien Metallhalogeniddampflampen dazu eingesetzt (guten Gewissens kann man hier auf Bright Sun von Lucky Reptile, alternativ Solar Raptor zurückgreifen) – für Aufzuchtterrarien verwendet man stattdessen UVB-t5-Leuchtstoffröhren, da Metallhalogeniddampflampen oftmals zu stark für diese kleineren Becken sind.
In der Regel ist es empfehlenswert sich auf die Herstellerangaben zum Mindestabstand zwischen Tier und Leuchtmittel zu halten, um eine Verbrennung durch die UV-Strahlung zu verhindern. Auch sollte darauf geachtet werden, die Leuchtmittel regelmäßig durch neue auszutauschen, da die UV-Strahlung mit der Zeit abnimmt. Für gewöhnlich geben die Hersteller an, Metallhalogeniddampflampen nach 12 Monaten und UVB-Leuchtstoffröhren nach 6 Monaten zu wechseln. Allerdings ist dies nur ein Richtwert und keine Garantie dafür, dass in dieser Zeit noch genügend UV-Strahlung abgegeben wird.
UVB-Strahlung lässt sich messen
Es empfiehlt sich daher, die UVB-Strahlung der Leuchtmittel selbst zu überprüfen. Dies ist nicht nur dann vom Vorteil, wenn die ‚Lebensdauer‚ der eingesetzten Leuchtmittel ermittelt werden soll, sondern kann auch bei der Wahl des Sonnenplatzes hilfreich sein.
Besonders UVB-Leuchtstofflampen werden, im Gegensatz zu Metallhalogeniddampflampen, nicht sehr heiß. Phelsumen verbinden jedoch Wärme mit Licht und suchen sich geziehlt entsprechende Orte um sich mit der nötigen UV-Strahlung ‚aufzutanken‘. Ist die UV-Strahlung zu hoch, die Temperatur jedoch gemäßigt, drohen schwere Verletzungen, da ihr natürlicher Instinkt sie nicht schützen kann.
Verletzungen dieser Art können zum Tod führen! Doch auch ohne Verbrennungen führt eine dauerhafte zu hohe UV-Strahlung zu gesundheitlichen Schädigungen.
Das Messgerät Solarmeter® Model 6.5(R Reptile UV Index Meter) gilt als zuverlässig, genau und bewährt zur Bestimmung des UVB-Wertes für Reptilien. Die Bedienung ist dabei sehr einfach: aufrecht wird es unter die zu messende Quelle gehalten, der Knopf gedrückt und schließlich erhält man den gemessenen Wert auf dem LCD-Display dargestellt.
So lässt sich innerhalb weniger Augenblicke feststellen, wie hoch der UV-Index einer betriebenen Lampe tatsächlich ist, oder welcher Wert noch unter Gaze, mit Abstand oder auf dem geplanten Sonnenplatz nachgewiesen werden kann.
Allerdings ist dieses Messgerät nicht unbedingt günstig zu erstehen. Das aktuelle Solarmeter® Model 6.5R Reptile UV Index Meter kostet derzeit (Stand Mai 2021) laut der Hersteller-Website $249.
Zwar bietet der Markt mittlerweile einige ähnliche Messgeräte, allerdings zeigt oftmals der direkte Vergleich mit dem Solarmeter, dass die Messwerte nicht nur schwanken, sondern mitunter gravierende Differenzen aufweisen.
Fast ist es ein wenig erstaunlich, dass ausgerechnet ein chinesisches Konkurrenzprodukt auf Ebay als günstige und ebenbürtige Alternative zum Solarmeter dienen kann. Doch tatsächlich sind die Abweichungen der Messergebnisse mit einer Differenz von 0.1 derart minimal, dass der Einsatz dieses Geräts bedenkenlos passieren kann. Mit einem Preis von nur $61,10 (Stand Mai 2021) ist dies eine sehr gute Alternative für diejenigen, die sich das teurere Solarmeter nicht leisten können oder wollen.
Allerdings sollte man hier ganz genau aufpassen, da es derzeit eine Fülle an täuschend identisch aussehenden weiteren Geräten auf der Plattform gibt. Das besagte Produkt aus China erhält man ausschließlich über diesen Link: Handheld Detector Meter Solar Index Tester Measuring Sun Light UV Level
Welcher UV-Index wird eigentlich benötigt?
Es ist überaus interessant mit einem UV-Messgerät diverse Lampen zu überprüfen. Doch dabei kann schnell die Frage darüber aufkommen, welcher UV-Index eigentlich benötigt wird – oder auch: ab welchen Wert ist die UV-Strahlung schädlich für Phelsumen?
Der Biologieprofessor Gary Ferguson suchte gemeinsam mit verschiedenen Herpetologen in den Jahren 2002 – 2008 verschiedene Echsen und Schlangen in ihrem natürlichen Habtitat auf. Sie bereisten dabei den Süden und den Westen der USA, sowie die Nordküste Jamaikas. Dabei wurden die gesammelten Daten zur UVB-Bestrahlungsstärke, Spektrum, Sonnenstand und Temperatur protokolliert. Auch der maximale UVB-Wert in voller Sonne wurde dabei festgehalten. Im Zuge dieser Untersuchungen entschied man sich dazu Reptilien in folgende vier Gruppen einzuteilen:
Durchschnittl. UV-Index | Maximaler UV-Index | ||
Zone 1 | In der Nacht / Dämmerung aktive Tiere | 0,0 – 0,7 | 0,6 – 1,4 |
Zone 2 | gelegentlich sonnend / im Halbschatten befindend | 0,7 – 1,0 | 1,1 – 3,0 |
Zone 3 | Halbschatten / Sonne ohne Mittagshitze | 1,0 – 2,6 | 2,9 – 7,4 |
Zone 4 | Sonnenanbeter | 2,6 – 3,5 | 4,5 – 9,5 |
Nach der Einschätzung der Tierärztin Frances Baines, die gemeinsam mit mit Tierpflegern und Herpetologen der britischen und irischen Zoos 2016 daraus eine praktische Empfehlung erarbeitete, gehören zur Zone 3 folgende Phelsumen: Phelsuma klemmeri, Phelsuma madagascariensis grandis, Phelsuma standingi.
Da der Lebensraum stellenweise mit Phelsuma laticauda geteilt wird, kann die Einordnung auch für diese Phelsumen übernommen werden.
Hier empfiehlt sich ein UV-Index von mindestens 2,9 bis maximal 7,4 für den Sonnenplatz. Um wirklich sicher zu gehen, sollte man einen Wert wählen, der etwas unterhalb des maximalen liegt.
Im Durchschnitt sollte der UV-Index bei diesen Tieren zwischen 1,0 und 2,6 liegen.
Lesenswerte Quellen zu diesem Thema:
How much UV-B does my reptile need? The UV-Tool, a guide to the selection of UV lighting for reptiles and amphibians in captivity (Frances Baines) – PDF
Rachitis auf Chemie.de (siehe Abschnitt „Rachitis bei Tieren“, doch auch der restliche Artikel ist sehr lesenswert)
UV Testmöglichkeiten – Testung verschiedener Messmöglichkeiten/-Geräte mit dem Solarmeter (Post im Terrariumforum)
Die richtige UVB-Bestrahlung: 2) UVB-Quantität: Bestrahlungsstärke (Ferguson-Zonen) – Licht-im-Terrarium.de
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